Nisser - das sind kleine, gutmütige und lustige Kobolde aus Skandinavien. Dort weiss man auch, dass sie Reispudding über alles lieben. Doch was geschieht, wenn es eine Nisserfamilie einmal in ein Land verschlägt, wo sie völlig unbekannt sind?
Lesen Sie hier: Wie die Nisser doch noch zu ihrem Reispudding kamen.
Ein eisiger Wind stürmt den Damm entlang, treibt trockenes Laub vor sich her, zerzaust die Bäume, peitscht das Gras. Niemand mag hier heute spazieren gehen, ist es viel zu kalt, und die dunklen Wolken drohen dazu mit kräftigen Regenschauern. Und doch: Irgendjemand scheint unterwegs zu sein, denn der Wind trägt feine Stimmen vor sich her, verweht sie wieder, ab und zu kann man ein paar Sätze verstehen. „Wie weit müssen wir uns noch trollen?“ fragt eine müde Stimme. "Mir tun die Füße schon ganz troll weh!" sagt eine andere. Und dann ist wieder nur noch das Heulen des Windes zu hören, der langsam zu einem richtigen Sturm wird.
Da: Jetzt ist etwas zu sehen im hohen Gras! Kleine, ganz kleine Gestalten, die nur deshalb auffallen, weil ihre roten Mützen trotz des ungemütlichen Wetters so fröhlich leuchten: Vier, fünf, nein, sechs Nisser sind es; dänische Trolle; Kobolde von der Art der Heinzelmännchen, nur viel kleiner, alle etwa so groß wie eine Menschenhand breit ist, der Nisser-Vater mit einen grauen Bart, rotem Wams und grauer Hose, die Mutter mit ebenfalls mit einem roten Wams, das sie über die graue Schürze gezogen hat, die Kinder kaum kleiner als ihre Eltern, aber noch viel zarter, zerbrechlicher, ähnlich gekleidet.
Vor Tagen schon haben sich die Eltern mit ihren vier Kindern auf eine ungewisse Reise gemacht - denn das Bauernhaus, in dem sie bisher gewohnt haben, war holterdipolter von seinen Menschen verlassen worden - und die Nisser leben nun einmal gern mit Menschen zusammen, stibitzen hin und wieder von ihren Vorräten, aber helfen ihnen dafür auch gern – ungesehen – in der Küche oder im Stall. Jetzt war die Nisser-Familie auf der Suche nach einem neuen Heim - und irrte südwärts über Felder und Wiesen, Ausschau haltend nach einem Haus, in dem keine anderen Nisser wohnten und dessen Menschen freundlich aussahen.
"Bleibt ihr hier und ruht euch ein wenig aus", sagt der Nisser-Vater, "ich troll mich mal auf den Damm und gucke, ob ich irgend etwas für uns entdecken kann!" Dankbar für die Pause setzen sich die Nisser-Mutter und ihre Kinder in den Windschatten eines Baumes und sehen dem Vater nach, der auf den Damm klettert - ein paar Schritte nur für einen Menschen, doch für einen Nisser ist es wie eine richtige Bergbesteigung. Die Mutter packt ihren Rucksack aus: "Hier, Kinder", sagt sie, "das ist der letzte Rest von unserem letzten Reispudding. Wer weiß, wann wir wieder so etwas Trolles bekommen."
Der Nisser-Vater ist inzwischen oben auf dem Deich angekommen und blickt angestrengt ins Landesinnere - dann sehen Frau und Kinder, wie er ihnen ganz aufgeregt winkt, ganz schnell wieder herunterkommt und auf sie zuläuft. "Da hinten ist ein ganz, ganz trolles Haus!" erzählt er. "Davor steht ein großer Wagen, aus dem Möbel und Kisten in das Gebäude gebracht werden. Da werden auch wir ein neues Heim finden!"
Und so machen sich die Nisser auf die letzten Meter ihres anstrengenden Weges. Was wird sie wohl in ihrem neuen Haus erwarten?
"Umzüge" steht auf dem großen Lastwagen, und umziehen - das ist für Klara und Nick ein ganz großes Abenteuer. Zuerst mussten sie ihre Spielsachen in große Kisten packen, ihre Bücher und ihre Kuscheltiere; dann wurden die Schränke und Kommoden in ihrem Kinderzimmer auseinandergeschraubt und verwandelten sich in einen Haufen von Brettern, die man einfach an die Wand lehnen konnte. Und schließlich wurden auch ihre Betten auseinandergenommen - gestern Nacht mussten die beiden auf ihren Matratzen schlafen, die einfach auf den Boden gelegt waren. "Toll! Umziehen ist schön!" meinen die Kinder immer wieder. Ihre Mutter ist nicht so begeistert: "Nein, so eine Aufregung!" seufzt sie immer wieder, "so kurz vor Weihnachten auch noch umziehen!"
Heute Morgen kam dann der große Laster, und all die Kisten und Kästen, die zerlegten Möbel und auch ganze Möbelstücke verschwanden nach und nach in dem großen Wagen. Schließlich ging es los - aus der großen Stadt heraus ging die Fahrt, zuerst noch auf der Autobahn, dann auf immer schmaleren Straßen bis zu dem wunderschönen Haus, das sie sich vor einiger Zeit schon einmal angesehen hatten und das jetzt ihr neues Heim werden sollte.
Mama und Papa sind schwer im Einsatz - sie bauen die Möbel wieder auf, schleppen die Kisten ins Haus, packen aus und stellen alles wieder an seine Platz. Klara und Nick helfen natürlich, tragen die Kisten mit ihren Spielsachen in ihre neuen Zimmer - jeder bekommt jetzt sein eigenes Reich -, räumen ihre Schränke ein, die wieder zusammengebaut sind, packen mit an, wenn schwere Sachen ins Haus ge-tragen werden müssen.
Aber zwischendurch sausen die beiden durch das Haus, vom Keller hinauf bis zum Boden, und vom Boden wieder herunter zum Keller. Und weil die Tür so schön geöffnet ist, stürmen die Kinder trotz des heftigen, kalten Windes hinaus vors Haus, toben durch den großen Garten, suchen sich schon Schlupfwinkel für die Spiele des Sommers, freuen sich auf die Blumen, die auf der Wiese blühen werden, und auf das Obst, das sie im Herbst von den Bäumen ernten wollen. "Kinder, kommt ins Haus!" ruft da der Vater. "Für heute sind wir fertig, jetzt wollen wir endlich mal was essen!" Da sehen Klara und Nick zu, dass sie zurück ins Haus kommen - denn ein Abendessen in dem Durcheinander: Das wollen sie sich nicht entgehen lassen.
Würstchen gibt es, Würstchen mit Kartoffelsalat - ein typisches Umzugsessen, wie die Mutter meint. Drei große Würstchen schafft Klara, zwei Nick - und dann sind beide satt und müde. "So", sagt der Vater, "jetzt geht ihr zwei beiden ins Bett - und morgen machen wir weiter, damit wir vor Weihnachten noch fertig werden mit unse-rem neuen Heim. Ich schau jetzt noch einmal nach, ob der Wagen auch wirklich leer ist."
Klara ist schon fast eingeschlafen auf ihrem Stuhl; ganz schläfrig sieht sie zur Tür, die der Vater offen gelassen hatte. "Mama, Mama!" ruft sie plötzlich ganz aufgeregt. "Ich hab da eben an der Tür so ein Huschen gesehen, als ob ein Tier ins Haus gelaufen ist, ich hab's nicht genau sehen können!" Doch die Mutter beruhigt sie: "Ach, was, Klara, du hast schon geträumt! Wer soll denn freiwillig zu uns in diese Unordnung hereinhuschen?"
Die sechs Nisser kämpfen sich vom Deich zu dem Haus durch, das der Nisser-Vater gesehen hatte. Hinter einem Buschgestrüpp bleiben sie in Deckung und sehen sich das Treiben der Menschen an. "Nette Leute, scheint mir", sagt die Nisser-Mutter zufrieden, "und auch trolle Kinder." Der Nisser-Vater nickt: "Ich denke, wir trollten es hier versuchen. Sobald es etwas ruhiger geworden ist, werden wir ins Haus huschen und uns einen gemütlichen Nisser-Unterschlupf herrichten."
Da ruft der Menschen-Vater seine Kinder auch schon zum Essen ins Haus - und die Nisser wagen sich langsam, aber sicher immer näher ans Haus heran. Ganz dicht an der Haustür warten sie auf eine Gelegenheit, ins Innere zu schlüpfen.
Endlich! Die Tür geht wieder auf, zwei große, schwere Schuhe stampfen an den kleinen Trollen vorüber, und die machen, dass sie ins Haus hineinkommen. "Ich hab da so ein Huschen gesehen!" hören sie das Menschen-Mädchen noch sagen und beeilen sich deshalb doppelt. "Da, die Kellertreppe!" ruft die Nisser-Mutter. "Trollt euch hinunter!" Alle stürmen die Stufen hinunter und sind erst einmal in Sicherheit.
Ganz außer Atem sehen sie sich um: Überall stehen noch Kisten und Kästen. Gerümpel türmt sich an den Kellerwänden, bedrohlich hoch für die kleinen Nisser, doch die sind hier in ihrem Element, haben keine Angst mehr. Bald schon schwärmen sie aus und untersuchen das Mauerwerk. "Hierher, trollt euch alle hierher!" ruft ein Nisser-Kind. Alle laufen zu ihm und sehen, was es gefunden hat: einen kleinen Schlitz im Mauerwerk, gerade groß genug für einen Nisser. Der Vater wagt sich in den Spalt hinein. Angespannt warten die anderen: Lauert dort eine wilde Maus? Oder eine riesige Spinne? Eine Kolonie von Ohrkneifern? Nein: Der Nisser-Vater kommt freudestrahlend wieder zurück: "Eine Höhle!" ruft er. "Eine trolle Nisserhöhle!"
Alle drängen durch den Mauerschlitz und bewundern ihr neues Heim. Im Gemäuer des Hauses haben offenbar schon früher einmal Nisser gewohnt, denn es gibt hier verschiedene kleine Nebenhöhlen für die Kinder, eine Kochhöhle mit einen winzigen Rauchabzug hin zu einem Kellerfenster, eine Wohnhöhle, Vorratshöhlen ... "Das ist ja eine trollige Höhle!" meint die Nisser-Mutter zufrieden, und ihre Familie stimmt ihr zu.
Übrigens haben die Nisser natürlich auch Namen: Trollga und Trollfried heißen die Eltern, Trollgard und Trollores die zwei Mädchen, Trollger und Trollias die beiden Jungen.
In den nächsten Tagen organisieren die Nisser alles, was in die Höhle gehört: Schlafgelegenheiten werden gebaut, Tische und Bänke, die Räume ausgeschmückt, der alte Herd wird wieder instandgesetzt - und bald ist alles so fein und gemütlich, wie es sich für eine richtige Nisser-Wohnung gehört.
Und an dem Abend, an dem alles fertig ist, sitzen die Nisser um ihren Tisch herum und essen ihr Abendbrot. Da sagt der Nisser-Vater: "Unsere Höhle ist jetzt ganz troll
in Ordnung. Deshalb müssen wir uns ab morgen um unsere Menschen kümmern!" Und alle jubeln: "Au, troll! Wir kümmern uns um unsere Menschen!" Und was sich Nisser vornehmen, das tun sie auch. Bald schon
werden die Menschen sehen, das sie Hausgenossen haben - und was für welche!
Auch die Menschen haben es sich in ihrem neuen Haus gemütlich gemacht. Die letzten Umzugskartons sind ausgepackt, alles ist in Schränke und Kommoden eingeräumt. Alles? Nein, alles noch nicht: In der Küche steht noch ein Karton mit dem "guten" Geschirr. "Das wasche ich erst einmal ab, bevor es wieder in den Schrank kommt!" hatte die Mutter gesagt, doch dann waren ganz viele andere Dinge dazwischen gekommen.
Zum Beispiel muss man ja die neue Umgebung kennen lernen: Obwohl es immer noch heftig weht und manchmal auch etwas regnet, machen die vier lange Spaziergänge - den Damm entlang oder ins Landesinnere, in einem nahegelegenen Wäldchen oder quer über abgeerntete Felder, durch Pfützen und Matsch. "Oh je", sagt der Vater, als sie eines Abends wieder von einer langen Erkundungswanderung nach Hause kommen, "oh, je, wie sehen unsere Schuhe aus! Lasst sie hier im Flur stehen, ich werde sie morgen früh saubermachen und putzen!"
Die Kinder ziehen ihre Schuhe aus und laufen in ihre Zimmer. Zuerst spielen sie bei Klara, dann bei Nick. Spielzeugautos und Kuscheltiere, Puppen und Bausteine, Bilderbücher und Malstifte liegen verstreut in den Zimmern, als Mutter zum Essen ruft. Später bringt sie die beiden Kindern ins Bett - und fällt fast in Ohnmacht, als sie die Unordnung sieht. "Gestern haben wir hier erst aufgeräumt! Und jetzt sieht es hier schon wieder aus wie beim Hempels hinterm Sofa! Morgen früh wird hier Ordnung gemacht! Und zwar von euch ganz allein!" schimpft sie. "So ein Mist!" murren die Kinder. "Ist doch gar nicht so schlimm."
Der nächste Tag ist ein Sonntag - ein Ausschlaftag für Eltern und Kinder. Irgendwann am Vormittag steht der Vater auf und geht in die Küche, um Frühstück zu machen. Er kocht Kaffee und macht Rührei, deckt den Tisch, vergisst auch die Schoko-Nuss-Creme für die Kinder nicht - und als er gerade dabei ist, Weißbrot zu toasten, fällt sein Blick auf das "gute" Geschirr: Blitzblank steht es auf dem großen Tablett, frisch abgewaschen offensichtlich. "Hast du gestern Abend das Geschirr noch abgewaschen?" fragt er seine Frau, die gerade in die Küche kommt. "Nein", sagt die, "wieso?" Der Vater zeigt auf das Geschirr und sagt: "Ich war's auch nicht!" Die Mutter schüttelt den Kopf: "Das glaube ich gern, du hattest heute morgen sicherlich genug mit unseren Dreckschuhen zu tun." Jetzt versteht ihr Mann gar nicht mehr: "Wieso mit unseren Dreckschuhen?" fragt er. "Na, ja", sagt die Mutter, "die hast du doch schon geputzt! Wenn bist du eigentlich aufgestanden heute Morgen?" Der Vater schüttelt den Kopf: "Ich hab' noch keine Schuhe geputzt - ob Nick und Klara ...?" Da schüttelt die Mutter den Kopf: "Eher waren die Heinzelmännchen hier!"
Und dieser Verdacht vertiefte sich noch, als die Kinder aus ihren Zimmern kamen und sich bedanken, dass die Eltern ihre Zimmer so schön aufgeräumt haben...
Die Nisser-Mutter hat eine gute Nachricht für ihre Kinder: "Heute Abend werden wir sicher einen ganz trollen Reispudding bekommen!" verkündet sie morgens. Die ganze Nacht hatten sie und Trollfried nämlich Menschen-Arbeit verrichtet:
Die beiden hatten mühsam das Geschirr aus der Kiste in die Küchenspüle befördert - eine schwere Arbeit für die kleinen Trolle -, und dann war die Nisser-Frau ans Abwaschen gegangen. Mit der Bürste hantierte sie wie ein Mensch mit einem großen Besen, mit der Spülmittelflasche wie mit einem Riesen-Container, mit dem Geschirrhandtuch wie mit einem gewaltigen Bettlaken. Schließlich stapelte sie das Geschirr vorschriftsmäßig auf - auch das war gar nicht so einfach für die kleine Troll-Frau.
Der Nisser-Vater hatte sich inzwischen an die vier Paar Schuhe gemacht, die noch im Flur standen. Dafür musste er nicht zu Bürste und Schuhcreme der Menschen greifen, denn er hatte sein eigenes Geschirr im Rucksack mitgebracht: seine Trollierbürste und die gute Schuhtrollitur. Aber trotzdem: Mühsam war's, den festgetrockneten Schlamm von dem Schuhzeug zu entfernen, das Leder einzufetten und es schließlich blank zu putzen.
Und dann waren die beiden noch in die Kinderzimmer gegangen und hatten Spielzeug, Kuscheltiere, Bücher und Malstifte wieder in die Regale und Schränke geräumt. Damit alles wieder an seinen angestammten Platz kommt, mussten die beiden manchmal regelrecht turnen und klettern, aber schließlich hatten sie alles geschafft. "Troll sieht es wieder aus!" lobten sich die zwei Nisser.
Erschöpft von der schweren Arbeit waren Trollga und Trollfried ins Bett gefallen und schliefen bis in den späten Morgen. Und nach dem Aufstehen verkündet die Nisser-Mutter, wie gesagt, ihren Kindern, dass es am Abend wohl Reispudding geben wird. "Au, troll!" rufen die Kinder, "Reispudding hatten wir ja schon ewig lange nicht mehr!"
Doch als die sechs Nisser in der Nacht, als die Menschen schlafen, in die Küche kommen, steht da nirgends ein Topf mit Reispudding. "Wo mag sich denn nur der Pudding hingetrollt haben?" fragt die Mutter, und alle schwärmen aus, um das langersehnte Abendessen zu suchen. In der Küche ist nichts, selbst den Kühlschrank öffnen die Nisser ohne Erfolg. Auch im Wohnzimmer findet sich auch nichts, genauso in den Kinderzimmern, im Arbeitszimmer der Menschen, in der Speisekammer, im Flur, auf dem Boden und im Keller: nicht die geringste Spur von Pudding, geschweige denn von Reispudding. "Kein Reispudding!" klagen die hungrigen Nisser-Kinder enttäuscht, und "Kein Reispudding!" klagen auch die beiden alten Nisser.
"Vielleicht gibt's den Reispudding ja erst morgen", rafft sich da Trollfried auf und tröstet so seine Familie. "Wir werden in der Speisekammer sicher noch etwas
Trollkornbrot und Trollmilch finden." Und da nehmen sich die Nisser etwas Brot und Milch, dazu noch etwas Wurst und etwas Käse, aber so gut diese Sachen auch schmecken - an Reispudding kommen sie
natürlich längst nicht heran.
6. Dezember - Nikolaustag! Gestern Abend hatten Klara und Nick im Schuhschrank gestöbert und aus ihrem Schuhwerk einen möglichst großen, aber auch wieder nicht zu großen Stiefel herausgesucht. Zu klein durfte er nicht sein, dann geht nämlich nicht genug hinein, aber wenn er zu groß ist, wird der Nikolaus böse, und man findet am nächsten Morgen gar nichts oder vielleicht sogar eine Rute ...
Die beiden Kinder hatten die Stiefel, für die sie sich nach vielem Hin und Her entschieden hatten, mit großem Eifer geputzt und dann vor ihre Fenster gestellt. So aufgeregt waren die zwei, dass sie kaum einschlafen konnten.
Heute Morgen ist der Jubel groß: Beide Schuhe sind wohlgefüllt mit Schokolade und Marzipan - und schon vor dem Frühstück dürfen Klara und Nick etwas von diesen Süßigkeiten essen. Weil Sonnabend ist, wird der Nikolaustag zu einem richtigen Festtag für die Familie. Gemütlich sitzen alle beim Frühstück zusammen, essen getoastetes Weißbrot mit Marmelade, später gibt es ein tolles Mittagessen, und nachmittags kommen die Großeltern zum Adventskaffee.
Am Adventskranz brennt eine Kerze, Tannenduft liegt in der Luft, Kuchen steht auf dem Tisch. Nougatrolle und Weihnachtsplätzchen gibt es, Tee und Kaffee für die Erwachsenen, Kakao für die zwei Kinder. "Wie gefällt es euch denn in eurem neuen Haus?" fragt die Großmutter Klara und Nick. "Toll ist es hier!" rufen die beiden wie aus einem Mund, "aber auch ein bisschen komisch!" Die Großmutter guckt verwirrt: "Wieso denn komisch?"
Und da fangen Kinder und Eltern an zu erzählen: vom Geschirr, das sich in der Nacht nach dem Umzug selbst abgewaschen hat; von Zimmern, die über Nacht aufgeräumt
waren; von Schuhen, die am Morgen blitzblank strahlten. Der Vater sagt: "Und das war nur der Anfang! Tag für Tag, oder besser Nacht für Nacht, geschehen hier ganz merkwürdige Dinge." Wieder fangen
alle an zu erzählen: Staub war gewischt und Fenster geputzt worden; der Küchenboden gesäubert; Kellerräume aufgeräumt; kleine Schäden repariert; knarrende Türen geölt; ja, einmal war sogar die Wäsche
gewaschen worden.
Während des Erzählens essen alle Kuchen - so viel, dass jetzt kein Stückchen mehr übrig ist. Die Großeltern schütteln den Kopf: "Das hört sich ja an, als ob ihr hier die Heinzelmännchen im Haus
habt!" Die Mutter nickt: "Das hab ich auch schon gesagt, aber Heinzelmännchen - die gibt es doch nur im Märchen. Also: Ich finde das alles ein bisschen unheimlich!"
Der Großväter will sie beruhigen: "Das alles ist doch eher unheimlich gut. Ich wünschte mir, wir hätten auch solche Heinzelmännchen in unserem Haus. Das würde uns das
Leben um einiges leichter machen." Doch die Mutter sagt: "Du hast gut reden. Du wachst ja nicht jeden Morgen auf und denkst: Was mag heute Nacht wieder geschehen sein? Ich habe manchmal sogar ein
etwas Angst!"
Die sechs Nisser sind sauer, stinksauer sogar. Da haben die Menschen einen ganzen Tag lang genascht und geschwelgt, haben Kuchen gegessen und Kekse, haben sich an gut duftenden Getränken gelabt - und was ist für die kleinen Trolle übrig geblieben? Nur ein paar Krümel von einem alten Schwarzbrot-Kanten fanden die Nisser vor, als sie die Speisekammer durchforsteten.
"Habt Ihr die trollen Kekse gesehen, mit Streuseln, Krokant und Zuckerglasur? Da lief einem das Wasser im Mund zusammen!" erinnert sich Trollga. "Und der Kuchen, der Kuchen", jammert Trollfried, "wenn ich das richtig gesehen habe, war das eine Nougattrolle! Mein Lieblingskuchen!" Trollores, Trollgard, Trollger und Trollias sagen gar nichts, sie sind einfach nur traurig darüber, dass sich die Menschen gar nicht um sie kümmern - und sie haben langsam so richtig Hunger.
Als das der Nisser-Vater sieht, steigt ihn ihm eine richtige, große Wut empor. "Jetzt habe ich aber genug!" schimpft er. "Jetzt packt mich aber langsam die Trollwut! So geht es nicht weiter!" Und er erinnert seine Familie daran, was sie alles für die Menschen getan haben: Schuhe geputzt und Geschirr abgewaschen, Zimmer aufgeräumt und Fenster geputzt, Staub gewischt und die Küche sauber gemacht, das Gerümpel im Keller sortiert und in Regale geordnet, Türen geölt und Wäsche gewaschen ...
"Das stimmt", sagt die Nisser-Mutter, die auch ziemlich böse ist, weil ihre Kinder hungern müssen, "das stimmt. Es war schwere Arbeit - schwerer als die Trollizei erlaubt. Vater hat sich den Daumen dabei geklemmt, der Trollger ist dabei hingefallen und hat sich die Knie aufgeschürft, Trollgard hat sich den Fuß verstaucht, ich hab's im Rücken bekommen von der vielen Plackerei. Das muss jetzt ein Ende haben!"
"Aber vielleicht sind die Menschen nur ganz troll dumm und wissen gar nicht, dass es uns gibt!" wendet Trollores ein. "Vielleicht müssen wir es ihnen erst irgendwie beibringen." Doch darauf wollen die anderen sich nicht einlassen: "Nein, mein Trollein", sagt die NIsser-Mutter, "kein falsches Mitleid!" Schließlich leben dort, von wo sie kommen, in jedem Haus auch Nisser - man kennt sie überall und vor allem: Man weiß, wie man sie zu behandeln hat. Warum sollte es hier anders sein?
"Nein", sagt auch der Nisser-Vater. "Dieser Zustand muss ein Ende haben. Wir müssen diesen Menschen eine Lehre erteilen. Nicht für tausend Trollars arbeiten wir hier noch weiter! Jetzt werden wir diesen Menschen zeigen, was es heißt, ehrliche Nisser nicht auch ehrlich zu behandeln. Schluss mit der Schufterei! Ab morgen werden sich die sehr wundern!"
Und dann stecken die sechs Nisser die Köpfe zusammen und beratschlagen, was sie in den nächsten Nächten so alles machen können. Dabei wird ihre Stimmung immer besser: Sie kichern und glucksen vor Lachen. Die Menschen werden sich wundern...
"Was ist denn das nun wieder für ein Unfug!" ruft Mutter am Morgen aus der Küche. "Klara, Nick! Was soll der Quatsch?" Die Kinder wissen nicht, was sie angestellt haben sollen und kommen herbeigelaufen. "Warum habt ihr die Schuhe in den Kühlschrank gestellt? Das ist doch eine Ferkelei!" Klara und Nick müssen lachen: "Das ist ja lustig! Aber wir waren es ganz bestimmt nicht!"
"Sag mal", wendet sich der Vater an seine Frau, "wo ist denn unser Brot? Ich hab doch gestern extra noch Toastbrot mitgebracht - und jetzt ist nichts mehr im Brotkasten." Die Mutter schüttelt den Kopf: "Gestern war's noch da. Was ist denn jetzt nur wieder los?"
Da ruft Klara aus dem Badezimmer: "Papa, Papa, hier ist dein Brot!" Und richtig: Mitten in der Badewanne liegt das Brot, dazu ein paar Kartoffeln und etwas Käse. Die Eltern wissen nicht, was sie sagen sollen. Vater nimmt die Lebensmittel und trägt sie wieder in die Küche. "Kommt, Kinder", sagt die Mutter, "bitte wascht euch jetzt vor dem Frühstück. Wenigstens das wird ja keine Probleme machen."
Doch da hat sie sich geirrt. Klara und Nick können nämlich keine Seife finden - die Seifenschale ist leer, dabei weiß die Mutter ganz genau, dass sie erst zum Nikolaustag ein neues, großes Stück hineingelegt hat. Also machen die Kinder nur Katzenwäsche - was ihnen eigentlich gar nicht schlecht gefällt.
Beim Frühstück scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein: Die Teekanne steht auf dem Tisch, Teller und Tassen, Messer und Löffel, Wurst, Käse, Marmelade und Nusscreme, geröstetes Brot liegt im Korb. Doch was ist das: Als Mutter die Butterdose aufmacht und sich ein Stückchen Butter für ihren Toast nehmen will, springt die Butter geradezu heraus und rutscht über den ganzen Tisch. Wieder müssen die Kinder kichern und lachen, doch die Eltern werden langsam böse. "Was ist denn das nun wieder für ein Spuk!" ruft der Vater, greift nach der Butter, stutzt und sagt ungläubig: "Das ist ja die Seife!"
Mutter schiebt verzweifelt ihren Teller zurück. "Ich ess’ heute morgen kein Stück mehr!" schluchzt sie. "Ich hab genug von diesen Überraschungen - ob sie nun gut sind oder böse. Ich möchte ein normales, ruhiges Haus haben - ohne Geschirr, das sich selbst abwäscht, und ohne Butter, die zu Seife wird. Ich will, dass das hier endlich ein Ende hat!"
Klara und Nick versuchen, die Mutter zu trösten - es tut ihnen leid, dass sie so traurig ist. Aber dann müssen sie an den Schuh im Kühlschrank denken, an das Brot in der Badewanne und an die Butter, die über den Tisch flitzt - und da können sie sich kaum wieder einkriegen vor Lachen. Mutter aber findet das alles gar nicht lustig ...
Die Nisser sind sehr zufrieden mit sich. Wieder haben sie die ganze Nacht über geschuftet, doch diesmal haben sie nicht aufgeräumt, sondern so einiges durcheinander gebracht. Und sie haben sich Lebensmittel aus der Speisekammer gemopst, über die sie sich jetzt hermachen.
"Ha, jetzt trollen wir uns aber mal an die guten Sachen machen!" fordert der Nisser-Vater seine Lieben auf. "Was haben wir denn da alles?" Der kleine Tisch der Trolle
biegt sich fast unter dem Gewicht der Lebensmittel. "Da ist zunächst einmal eine große Trolle mit Pumpernickel", fängt Trollga an, die Schätze aufzuzählen, "Butter, Wurst und Käse, Marmelade,
Nusscreme und Schokostreusel." Trollfried fügt hinzu: "Und nicht zu vergessen die fein gefüllte Schinkentröllchen - die mögen wir alle fast so gern wie Reispudding!" Auch Getränke haben sich die
Kobolde mitgebracht: "Trollmilch! Au, troll!" jubeln die kleinen Nisser - und die Eltern sind mit einem guten Schluck Wein zufrieden - natürlich ist es ein Trollinger.
Dann ist es eine Zeitlang ganz ruhig - weil die sechs Nisser nämlich essen und trinken. Die Bemerkung des Nisser-Vaters über den Reispudding aber steht noch im Raum. "Reispudding - wann werden wir
den einmal wiedersehen?" fragt Trollger. Nachdenklich blicken die Nisser auf den Tisch, der schon wieder bedenklich leer aussieht. "Ja", sagt der Nisser-Vater dann, "wenn wir Reispudding haben
wollen, dann trollten wir weitermachen mit unseren Streichen. Ich weiß auch schon den nächsten!" Da werden alle neugierig und fragen: "Was trollen wir denn machen?" Trollfried beugt sich vor: "Ihr
habe doch diese trolle Zuckerdose auf dem Tisch gesehen? Die Menschen nehmen sich daraus immer ein paar Löffel voll Zucker in ihren Tee oder in ihren Kaffee. Aber es gibt etwas anderes, das auf den
ersten Blick genauso aussieht wie Zucker: Salz nämlich. Heute Nacht werden wir den Zucker in der Dose durch Salz ersetzen. Ihr werdet sehen: Das wird den Menschen ganz und gar nicht gefallen!"
"Jatroll!" jubelt die Nisser-Familie. "Das ist ein Streich, an den sie noch lange denken werden. Wenn sie erst einmal das Salz in ihrem Kaffee schmecken, dann werden sie wohl endlich den Reispudding herausrücken!" Nur Trollores ist nicht so begeistert: "Ich find das nicht so troll. Ich glaube, wir müssen den Menschen irgendwie sagen, wer wir sind und was wir wollen!"
Doch die Nisser-Mutter antwortet ihr: "Sei still, mein Trollein. Diese Menschen verstehen keine andere Sprache. Wir machen weiter mit den Streichen. Und ich weiß auch
einen: einen ganz trollen!" Und nachdem Trollga erzählt hat, was sie sich ausgedacht hat, schütteln sich die Kobolde aus vor Lachen. In der kommenden Nacht machen sie sich wieder ans Werk - wieder
warten Stunden voller Arbeit auf sie.
Beim Frühstück in der Küche ist der Teufel los: Klara, Nick, Mutter und Vater wollten es sich wieder einmal so richtig gemütlich machen, hatten Brot getoastet, Kaffee und Tee gekocht. Genüßlich rührten alle den Zucker in ihren Getränken um und nahmen den ersten, den Guten-Morgen-Schluck. Aber was ist das? Alle spucken den Tee wieder aus, zurück in die Tassen, rufen "Igitt!", und "Das ist ja gallebitter!" oder: "Was ist denn das schon wieder!". Mutter greift zur Zuckerdose, macht ihren Zeigefinger mit etwas Spucke nass, taucht ihn ins weiße Pulver, steckt ihn wieder in den Mund, schmeckt, verzieht das Gesicht und sagt fassungslos: "Salz! In der Zuckerdose ist Salz! Jetzt hört der Spaß aber langsam auf! Wer macht denn so etwas?"
Nach dem Frühstück, das ziemlich ungemütlich geworden ist, geht Vater in sein Arbeitszimmer. Doch ganz schnell ist er wieder zurück: "Kommt bitte einmal mit und seht euch das an", sagt er. "Es ist nicht zu glauben!" Das Arbeitszimmer ist völlig durcheinandergebracht: Die Schulladen des Schreibtisches stehen offen; das, was in ihnen war, ist über den ganzen Boden verstreut. Die Bücher aus dem Regal liegen ebenfalls völlig durcheinander auf der Erde. Die Anschlüsse des Computers sind herausgezogen, die Kabel baumeln wild durcheinander herunter. In Drucker ist ein gewaltiger Papierstau. Über die Papiere auf dem Schreibtisch ist Tinte gegossen worden - alles ist blau und feucht. "Was ist das bloß für eine Ferkelei!" sagt der Vater leise, "wer zum Teufel kann denn nur so etwas tun? Langsam denke ich auch, dass es hier im Haus spukt."
Kopfschüttelnd gehen die vier zurück - um Abfalleimer und Putzsachen zu holen, denn das Zimmer muss ja wieder in Ordnung gebracht werden. Da fällt der Blick der Mutter ins Wohnzimmer - und sie erstarrt. Denn da sieht es fast genauso aus wie im Arbeitszimmer: Geschirr und Bestecke liegen auf dem Boden, heil zwar alles, aber völlig durcheinander. Dazwischen sind Bücher aus dem Bücherbord verstreut. Die Vasen mit den Schnittblumen sind umgekippt, das Wasser ist über Tisch, Kommode und Fensterbänke gelaufen. Blumentöpfe liegen auf der Seite, die Erde krümelt heraus, auf die Teppiche. Bilder hängen schief an den Wänden, die Anschlüsse von Fernseher und Videorekorder sind aus der Steckdose gezogen, der Videorecorder hat, wie sich später noch herausstellt, jede Programmierung verloren.
"Nein!" sagt die Mutter immer wieder, "nein, nein und nochmal nein! Das kann doch nicht wahr sein! Gerade war alles fertig. Jetzt können wir wieder von vorn anfangen.
Und in ein paar Tagen ist Weihnachten. Ich halte es nicht mehr lange aus!" Vater tröstet: "Wir packen alle gemeinsam an, und du wirst sehen: Heute Nachmittag ist alles wieder in Ordnung." Doch Mutter
schüttelt den Kopf: "Ja, ja, heute Nachmittag ist alles wieder in Ordnung. Und morgen früh? Wie sieht es hier morgen früh aus? Ich kann bald nicht mehr!"
"Ich glaube, jetzt haben wir es zu troll getrieben!" sagt die Nisser-Mutter, nachdem die sechs Kobolde beobachtet haben, wie die Streiche der letzten Nacht auf die Menschen wirken. "Die waren ja alle ganz verzweifelt." Der Nisser-Vater nickt: "Ja, zu troll, das meine ich auch, viel zu troll. Das Frühstück haben wir ihnen mit unserem Salzscherz gründlich verdorben, dabei sind sie sonst immer so lustig und vergnügt, wenn sie dabei zusammensitzen. Jetzt waren sie richtig ärgerlich, haben kaum ein miteinander Wort geredet, der Mann war böse, die Frau hat gar nichts gegessen, und den Kindern hat es auch nicht geschmeckt."
"Und dass wir die Zimmer so troll durcheinandergebracht haben - das war wohl auch nicht so gut", fährt die Nisser-Mutter fort. "Jetzt müssen sie alles wieder säubern, alles wieder ordnen, alles wieder einräumen. Manches haben wir auch völlig unbrauchbar gemacht - zum Beispiel das, wo die Tinte rüber gelaufen ist."
Die Nisser sehen sich bedrückt an: "Ja, wir haben es zu troll getrieben", sagen sie, und sie schämen sich, weil sie vorher nicht bedacht haben, was später aus ihren Streichen werden kann.
"Aber warum kümmern sich die Menschen denn gar nicht um uns?" fragt Trollger. "Sie trollten doch wissen, wie man uns Nisser behandelt.“ "Stimmt", sagt der Nisser-Vater, "das verstehe ich auch nicht. Ein bisschen mehr Trolleranz hätte ich schon erwartet."
"Ich habe es ja gleich gesagt", meint Trollores, "die Menschen sind entweder ganz troll dumm oder sie haben noch nie etwas von uns Nissern gehört. Da können wir ihnen so viele Streiche spielen, wie wir wollen. Sie werden dadurch nicht auf die Idee kommen, uns einen schönen Reispudding hinzustellen. Wir müssen uns etwas anderes überlegen."
Trollger, Trollias und Trollgard stimmen jetzt ihrer Schwester zu, und auch Trollfried und Trollga nicken: "Ja, da müssen wir uns trollen und uns etwas anderes überlegen."
Der Nisser-Vater denkt nach. Dann sagt er: "Zunächst müssen wir herausbekommen, was die Menschen jetzt machen trollen. Wir haben sie ja so geärgert, dass sie sicherlich etwas unternehmen werden. Vielleicht bringt uns das ja auf eine Idee." Gesagt, getan. Die Nisser schleichen sich ins Wohnzimmer, wo die Menschenfamilie an dem großen runden Tisch sitzt und Ratschlag hält.
Familienrat ist angesagt: Die Eltern sitzen mit Klara und Nick am Stubentisch und überlegen gemeinsam, wie sie sich in Zukunft verhalten sollen. "So geht es nicht weiter!" sagt Mutter immer wieder. "Ich halte das nicht aus." Sie zählt noch einmal auf, was alles geschehen ist - von den geputzten Schuhen bis zu den Zimmern, die völlig in Unordnung gebracht waren. Was mag da nur dahinterstecken?
Vater nickt: "Stimmt. Wenn wir nur wüssten, womit wir es zu tun haben! Dann könnte man ja etwas unternehmen. Aber was kann das sein? Andere Menschen können nicht ins Haus kommen, es war immer abgeschlossen. Tiere putzen keine Schuhe oder vertauschen Zucker und Salz. Und an Gespenster glaube ich nicht. Ich weiß wirklich nicht, was wir noch machen können. Ich hab mal bei den Nachbarn herumgefragt - aber die haben so etwas auch noch nicht erlebt."
Die Kinder sind traurig: "Jetzt haben wir so ein schönen Haus, mit eigenen Zimmer, mit einem schönen Garten - und dann kommen da irgendwelche Spaßverderber und machen alles kaputt. Das ist ungerecht!"
"Ich will Euch mal etwas sagen", meint da die Mutter. "Mir ist es völlig egal, wer oder was das alles bei uns anstellt. Ich möchte nur eines: Das muss jetzt ein Ende haben! Wenn das so weitergeht, dann müssen wir hier wieder ausziehen - ganz einfach!"
"Na, na", sagt Vater, "so schnell wollen wir doch die Flinte nicht ins Korn werfen. Wir müssen herausbekommen, wer für diesen ganzen Schabernack verantwortlich ist. Und wenn wir das wissen, dann werden wir auch damit fertig. Dann haben wir bald wieder Ruhe."
"Aber wie willst du das anfangen?" fragt Nick. "Wir haben doch bisher noch nichts gehört und gesehen!" - "Doch", sagt Klara da, "am Tag, an dem wir hier eingezogen sind, da habe ich doch an der Haustür so ein Huschen gesehen. Vielleicht hat das ja was damit zu tun?" Doch die Eltern schütteln die Köpfe: "Klara", sagen sie, "so ein Huschen - glaubt du, das kann unsere Zimmer so in Unordnung bringen oder Seife in die Butterdose legen?"
Bei der Erinnerung daran kommen der Mutter fast die Tränen. "Passt mal auf", sagt sie, "drei Tage lang sehe ich mir das noch an. Und wenn das so weitergeht wie bisher,
dann ziehen wir hier wieder aus! Selbst wenn wir Weihnachten in irgendeinem Hotelzimmer schlafen müssen. Ich mach das nicht mehr mit!"
Jetzt sind die sechs Nisser aber wirklich erschrocken: "Wir sind aber auch richtige Trollpatsche!" schimpft der Nisser-Vater mit sich und seiner Familie. "Da haben wir ein so schönes Haus gefunden und eine nette Menschenfamilie - und was tun wir? Wir vergraulen sie so einfach!" Die Kobolde hatten den großen Ratschlag der Menschen im Wohnzimmer mitverfolgt - versteckt unter einer Kommode - und sind in heller Aufregung. Die Aussicht, dass die Menschen ihr Haus verlassen, alarmiert sie. "Das ist richtig", stimmt denn auch die Nisser-Mutter ihrem Mann zu, "wir waren einfach zu trolldreist! Aber was sollen wir jetzt nur tun? Wir können sie doch nicht so einfach weggehen lassen! Denn wenn die Menschen weggehen, müssen auch wir gehen - und dann fängt die Suche nach einer Unterkunft wieder von vorn an!"
Trollores weiß einen Rat: "Wir trollen uns einfach für drei Tage in unsere Höhle und tun gar nichts. Ihr habt doch gehört: Die Menschenfrau will noch drei Tage abwarten. Und wenn in der Zeit nichts geschieht, dann bleibt sie mit ihrer Familie hier. Dann können auch wir hier bleiben - und uns etwas Besseres ausdenken, wie wir zu regelmäßigen Mahlzeiten und vielleicht ja sogar zu unserem Reispudding kommen."
Trollias stimmt ihr zu: "Irgendwelche Streich trollten wir jetzt nicht mehr aushecken. Aber wir sollten uns so schnell wie möglich verständlich machen. Es geht nicht so weiter. Die Menschen müssen doch wissen, dass Nisser im Haus sind. Sonst gibt es immer wieder Ärger." Trollga und Trollfried stimmen zu: "Das ist die richtige Trollitik in unserer Lage. Wir müssen zugleich abwarten und uns verständlich machen. Aber wie sollen wir uns verständlich machen? Als wir nützliche Arbeit verrichtet haben, hat es nichts genützt - aber unsere Streiche haben auch nichts genützt, im Gegenteil. Was sollen wir also machen?"
Trollias und Trollgard fassen das Dilemma noch einmal zusammen: "Trolle Wurst: Arbeiten - geht nicht. Streiche - gehen nicht. Wir müssen also etwas finden, was die Menschen nicht erschreckt, aber ihnen zugleich klar und deutlich sagt, wer hier bei ihnen im Haus wohnt."
Ratlos sitzen die sechs Nisser in ihrer Kellerhöhle zusammen und sinnieren darüber, wie sie bloß aus dieser verfahrenen Situation herauskommen können. Immer, wenn einer der Kobolde etwas vorschlägt, sagen die anderen ihm, warum das nicht geht. Das Gespräch dreht sich im Kreis.
Da steht Trollores, die schon eine ganze Zeit hin und her überlegt hat, plötzlich von ihrem Stühlchen auf und sagt: "Ich hab's. Wir selbst können nichts unternehmen, ohne die Menschen zu erschrecken - also brauchen wir einen Trollmetscher. Und ich weiß auch schon, wer das sein wird."
"Klara, bringt doch bitte noch das Brot mit!" ruft Mutter am nächsten Morgen. Klara läuft ins Badezimmer und sieht in der Wanne nach. "Das ist nicht da, Mama!" antwortet sie. "Aber wo siehst du denn auch nach, guck doch mal in den Brotkasten!" sagt Mutter - und siehe da: Die Toastbrot liegt im Brotkasten. "Komisch", sagt Klara, "da ist etwas an dem Platz, wo es hingehört. Was ist denn das schon wieder?" Dann nimmt sie das Brot und bringt es mit an den Tisch.
"Ich komme gleich zum Frühstück", sagt Vater, "ich muss mir nur noch mal die Hände waschen." Er geht zum Frühstückstisch und nimmt den Deckel der Butterdose hoch. Schon will er zugreifen, da merkt er gerade noch rechtzeitig, dass es diesmal nicht die Seife ist, die darunter liegt, sondern wirklich und wahrhaftig die Butter. "Na, so etwas", brummt er, geht ins Badezimmer und findet die Seife dort, wo sie auch sein soll - in der Seifenschale am Waschbecken. "Komisch", sagt jetzt auch der Vater, "die Seife ist an ihrem richtigen Platz. Wie mag denn das kommen?"
Dann sitzen alle um den Frühstückstisch herum. Fast schon automatisch greift der Vater zum Salzstreuer, um seinen Kaffee zu süßen, während Nick die Zuckerdose vor sich hinstellt, weil er etwas Salz für sein Sechsminuten-Ei braucht. "Schmeckt doch vorsichtshalber erst einmal, was ihr da vor euch habt!" sagt die Mutter - und tatsächlich: In der Zuckerdose befindet sich erstaunlicherweise tatsächlich Zucker - und im Salzstreuer Salz. Vater und Nick tauschen verwundert die Gefäße aus. Der Junge sagt: "Heute ist wohl alles wieder normal - das ist ja fast schon langweilig."
Nach dem Frühstück wollen alle einen schönen Spaziergang machen - das Wetter ist endlich besser geworden. Zwar ist es ganz schön kalt, aber die Sonne scheint und der Wind
hat endlich nachgelassen. Mutter will die Schuhe holen - sie öffnet den Kühlschrank und greift hinein. Doch was hat sie in der Hand? Einen Salatkopf und eine Schlangengurke! "Sollen wir die an die
Füße ziehen?" fragt Klara und lacht los. Die anderen müssen ebenfalls lachen. "Sollten die Schuhe etwa noch ordnungsgemäß in unserem Schuhschrank stehen?" fragt Mutter - und mit dieser Vermutung hat
sie recht. Reichlich verwirrt ziehen alle ihr Schuhzeug an.
"Komisch", sagt Mutter während des Spaziergangs, "komisch. Heute nacht ist offenbar kein Schabernack mit uns getrieben worden. Vielleicht ist der ganze Spuk jetzt ja
vorbei - und wir können hier in aller Ruhe wohnen bleiben. Wünschen tät ich mir das ja." Vater nickt: "Ja, wollen wir hoffen, dass das Ganze jetzt ein Ende hat. Es war ja nicht auszuhalten." Dann
lachte er: "Aber heute, wo nichts passiert ist, da haben wir selbst schuld, wenn wir immer an der falschen Stelle suchen."
An diesem Abend schleichen sich die Nisser ganz, ganz heimlich ins Arbeitszimmer, das die Menschen inzwischen wieder aufgeräumt haben. "So, Trollores", fragt der Nisser-Vater, "wo ist denn jetzt dein Trollmetscher?" Das Kobold-Mädchen zeigt auf den Computer, der auf dem Arbeitstisch steht und sagt: "Das hier troll er sein!"
Die fünf anderen Nisser schauen sich fragend an. Was ist das denn schon wieder für eine Idee? Aber Trollores erklärt es ihnen: "Wir trollten uns den Menschen ja besser nicht gleich zeigen. Also müssen wir ihnen irgendwie mitteilen, dass wir existieren, ohne dass sie uns sehen. Und deshalb schreiben wir ihnen hier auf dem Computer eine Nachricht, die sie dann morgen lesen können."
"Aber weiß denn jemand, wie dieses trolle Ding funktioniert?" fragt die Nisser-Mutter - und da antworten Trollores, Trollgard, Trollias und Trollger wie aus einem Mund: "Jatroll, das wissen wir!" Die Nisser-Kinder hatten sich nämlich schon früher einmal ins Arbeitszimmer geschlichen und zugeschaut, wie der Menschen-Vater mit dem Gerät arbeitete.
Die sechs machen sich ans Werk: Zunächst müssen nur Köpfe gedrückt werden, damit der Rechner und der Monitor eingeschaltet sind. Aber dann geht die Arbeit erst richtig los. Die zwei Nisser-Eltern müssen die Computer-Maus schieben, bis der Cursor dort ist, wo er sein soll. Wenn das soweit ist, springt Trollger auf die linke Maustaste, damit der Computer auch das tut, was er soll. Wenn ein Doppelklick nötig ist, springen Trollger und Trollgard kurz hintereinander auf diese Taste. So arbeiten sich die Nisser bis zu einem Schreibprogramm durch - und dann verteilen sie sich an der Tastatur.
Trollfried ist für die Buchstaben q, w, e, a, s, d, y, x und c zuständig, Trollga für r, t, f, g, v und b, Trollger für z, u, h, j, n und m, Trollias für i, o, k und l sowie für Komma und Punkt, Trollgard für p, ü, ö, ä, für den Bindestrich und für die Großbuchstabentaste. Wenn ein Zwischenraum gemacht werden muss, dann drücken alle gemeinsam auf die große, lange Taste ganz unten auf der Tastatur. Den Text aber, den sie schreiben, den diktiert ihnen Trollores.
Als sie endlich fertig sind, wischen sich die Nisser erschöpft den Schweiß von der Stirn. "Dein Trollmetscher ist ja sicher eine trolle Sache", sagt der Nisser-Vater
zu Trollores, "aber er macht auch mächtig viel Mühe. Wie bin ich froh, dass ich nicht täglich darauf eine Geschichte schreiben muss!" Dann schleichen sich die
Nisser wieder in ihre Höhle zurück - gespannt darauf, wie die Menschen auf ihre Nachricht reagieren werden.
"Gestern Abend hat du wohl vergessen, den Computer auszuschalten", sagt die Mutter am Frühstückstisch zu ihrem Mann. "Wieso das denn?" fragt der, "ich hab doch gestern gar nicht am Computer gearbeitet." - "Dann wird wohl eines der Kinder daran gespielt haben." Doch die protestieren: Sie haben gestern ganz bestimmt nicht mit dem Computer gespielt. "Na", sagt Mutter, "irgendwer wird's wohl gewesen sein. Als ich eben am Arbeitszimmer vorbeikam, da war der Kasten zumindest an." Vater ist ein bisschen beunruhigt. Sollte da schon wieder etwas im Busch sein?
Gemeinsam gehen die vier ins Arbeitszimmer. Richtig: Der Computer ist an, der Bildschirm flimmert vor sich hin, auf dem Bildschirmschoner fliegen bunte Toaster herum. "Komisch", sagt der Vater, "es scheint alles in Ordnung zu sein." Dann greift er unwillkürlich zur Maus - der Bildschirmschoner verschwindet und auf dem Monitor erscheint ein Text. "Aber hallo", sagt der Vater, "das ist eine Nachricht für uns!" - "Was für eine Nachricht?" fragt die Mutter und stellt sich so hin, dass auch sie den Bildschirm richtig sehen kann.
"'Hallo, Ihr Menschen!'", liest sie vor, "'Wir sind Nisser und wohnen bei Euch im Haus. Ihr braucht keine Angst zu haben, wir tun Euch nichts. Es tut uns leid, dass wir Euch erschreckt haben. Gezeichnet: Trollga, Trollfried, Trollores, Trollgard, Trollias und Trollger.'"
Erstaunt sehen die Familienmitglieder einander an. "Was sind denn Nisser?" fragt Nick. Mutter und Vater schütteln den Kopf: "Keine Ahnung, aber das werden wir jetzt doch wohl herausbekommen!" Da sagt Klara: "Ich glaube, ich hab neulich etwas von Nissern in der Zeitung gelesen, am Wochenende. Ein ganz kurzer Artikel."
Die Eltern kramen die Zeitung vom Samstag heraus - und richtig, da steht es auch schon: "Nisser, die lustigen Kobolde aus Dänemark". Vater liest den Bericht und sagt dann: "Ja, das ist es. Nisser haben wir im Haus, hilfreiche Kobolde, die es eigentlich nur in Dänemark gibt. Aber vielleicht wurden unsere Nisser hierher verschlagen. Die kleinen Trolle sind eigentlich harmlos, aber weil wir sie nicht beachtet haben, ihnen nichts zum Essen hingestellt haben, deshalb sind sie wohl böse geworden und wollten uns ärgern."
Auch die anderen lesen den Zeitungsartikel. "Reispudding essen sie am liebsten", sagt Nick. "Mama, was ist Reispudding? Können wir den auch mal essen? - "Zehn Zentimeter groß sind die Nisser nur!" staunt Klara. "Die möchte ich ja gern mal sehen." Vater nickt: "Vielleicht zeigen sie sich uns ja irgendwann einmal. Jetzt aber müssen wir sie erst einmal mit uns versöhnen. Von heute Abend an werden wir ihnen immer etwas Gutes in die Küche stellen." Mutter und die Kinder nicken: "Jawohl, die kleinen Kerle sollen es gut haben bei uns." Und Mutter fügt hinzu: "Dann werden sie wohl auch keinen Schabernack mehr mit uns treiben."
Die Nisser hatten das Gespräch der Menschen im Arbeitszimmer belauscht. Gut versteckt, im Schutz des Schreibtisches hören sie, wie ihr Versuch, sich der Menschen-Familie verständlich zu machen, gelang. Als die Menschen aus dem Zimmer gegangen sind, huschten auch die Kobolde wieder in ihre Wohnhöhle zurück, um noch einmal alles Revue passieren zu lassen - die Arbeit des Schreibens und den Erfolg ihrer nächtlichen Tätigkeit.
"Da haben sich die Menschen aber ganz troll gewundert", sagt der Nisser-Vater, "dass wir so schön auf dem Computer schreiben können." Und die Nisser-Mutter meint ganz stolz: "Ja, wir haben schon trolle Kinder, die haben ganz schön was auf dem Kasten." Trollores aber sagt: "Der Trollpunkt ist, dass die Menschen jetzt wissen, dass wir Nisser bei Ihnen im Haus leben ..." - "Und das wir ganz troll gern Reispudding essen!" unterbrechen die anderen Nisser-Kinder sie. "Jatroll!" nicken da alle Nisser zusammen. "Jatroll, das ist das wichtigste!"
Und dann erinnern sie sich an die Reispuddinge der Vergangenheit. Sie schwelgen in Erinnerungen: Da gab es einmal einen Reispudding mit Rosinen und einen anderen mit Schokoladenplätzchen, da gab es welche mit Nüssen und welche mit Backobst, da gab es andere mit feinen, süßen Soßen ... Ob diese Menschen wohl auch so schöne Reispuddinge machen können?
"Ich weiß nicht, ich weiß nicht", zweifelt Trollfried, "wir trollten uns nicht so große Hoffnungen machen. Habt ihr nicht gehört, wie der kleine Junge seine Mutter gefragt hat, was denn überhaupt ein Reispudding ist? Und habt ihr auch gemerkt, dass sie darauf nicht geantwortet hat? Weil sie es nämlich überhaupt nicht wusste, glaube ich. Ich sage euch, meine Lieben: Bis zum nächsten Reispudding ist es ganz bestimmt noch ein ganz troll langer Weg!"
Erstaunt sehen sich die Nisser an. Eben hatten sie gewissermaßen schon den verführerischen Duft des Reispuddings in der Nase - und jetzt bläst ihnen der Nisser-Vater
mit seinem Einwand diesen Geruch so einfach wieder fort. "Auch, Trollfried", meint Trollga, "ich fürchte, du hast wieder einmal ganz troll recht. Hoffentlich kommen die Menschen schnell darauf, wie
man einen richtigen Reispudding macht. Wenigsten zum kommenden Weihnachtsfest möchte ich endlich einmal wieder so einen richtigen Reispudding essen." - "Jatroll!" rufen die Nisser-Kinder, "spätestens
zu Weihnachten wollen wir Reispudding! Und wenn wir den Menschen beim Kochen helfen sollten!"
"Wenn wir uns mit den Nissern gut stellen wollen, dann müssen wir ihnen Reispudding geben", sagt Nick zu seiner Mutter. Er hat sich den Artikel über die Kobolde noch einmal vom Vater vorlesen lassen und sich alles, was darin steht, gut gemerkt. "Ja, Mama, das stimmt", unterstützt Klara ihren Bruder. "Und dann möchten wir auch gern einmal Reispudding essen."
"Kinder, Kinder", schüttelt die Mutter den Kopf, "ich weiß doch gar nicht, was das ist - ein Reispudding. Das kann ja nicht so etwas sein wie ein Schokoladenpudding oder ein Vanillepudding. Ich hab noch nie einen Reispudding gemacht - und gehört habe ich bisher davon auch noch nie." Klara hat eine Idee: "Lass uns doch einfach in deinem großen Kochbuch nachschauen - da steht doch bestimmt ein Rezept für Reispudding drin." Die Mutter nickt: "Ja, das ist eine gute Idee. Wir versuchen es einmal."
Die drei laufen in die Küche, wo das große Kochbuch auf einem Regal steht. Mutter nimmt es herunter und liest im Inhaltsverzeichnis unter Reis nach: "Da haben wir zunächst einmal Apfelreis, Brühreis, Dicker Reis mit Zimt und Zucker, Kirschreis, Reisauflauf mit Schinken , dann Reisbrei, Serbisches Reisfleisch, Reis mit getrocknetem Obst, einen Reisring, Reissalat, Reisschleim, Reisschnitten, Reissuppe, Risotto, Tomatenreis", liest sie vor. "Was meint ihr, wo soll ich nachsehen?" Nick und Klara schütteln sich: "Ganz bestimmt nicht bei Reisschleim, das hört sich ja eklig an!" Mutter stimmt zu: "Ja, den Reisschleim können wir weglassen, und auch das Serbische Reisfleisch, den Reisring, Reissalat und Reissuppe. Das ist garantiert alles etwas anderes als Reispudding." - "Und was bleibt dann noch übrig?" fragen die Kinder. "Übrig bleibt der Apfelreis, " antwortet Mutter, "der Kirschreis, der Reisbrei, Reis mit getrocknetem Obst und die Reisschnitten." Sie schlägt das Buch auf: "Merkt euch die Seiten 272, 273, 274 und 282!"
Das Rezept für den Reisbrei ist eine Enttäuschung: Es ist dasselbe wie der Dicke Reis mit Zimt und Zucker. "Nein", sagt Nick, "das kann kein Reispudding sein." Jetzt
liest Mutter vor, was unter Apfel- und Kirschreis steht. Doch Klara winkt ab: "Einfach
nur Apfelstücke oder Kirschen in Reis geben und mit kochen - das kann doch auch kein Reispudding sein! Schau doch mal unter Reis mit getrocknetem Obst nach!"
Mutter schlägt das gewünschte Rezept auf. Doch auch der Reis mit dem getrockneten Obst ist wohl nicht das, was die Nisser unter Reispudding verstehen. "Das ist ja auch nur Milchreis mit Backobst", sagt Nick enttäuscht. Aber Klara meint: "Eine Chance haben wir noch. Mama, schau nach, was bei den Reisschnitten steht!"
Und als Mutter dieses Rezept vorgelesen hat, schauen sich die drei an und sagen: "Jawohl, das könnte etwas für unsere Nisser sein. Vielleicht nicht hundertprozentig
das, was die Kobolde aus ihrer Heimat gewohnt sind, aber garantiert so ähnlich." Die Kinder freuen sich: "Wann machst du denn die Reisschnitten?" Mutter überlegt: "Dafür muss ich noch etwas
einkaufen. Das kann ich morgen Vormittag machen - und morgen Nachmittag geht's ans Werk!"
Die Nisser hatten die Suche nach dem Reispudding-Rezept mit verfolgt - wieder einmal gut versteckt, diesmal unter dem großen Küchenschrank. Hin und her gerissen werden sie zwischen Hoffnung und Enttäuschung; die Erwähnung von Reisschleim lässt sie schaudern; und auch die Vorstellung, dass sie Serbisches Reis-fleisch, Tomatenreis, Reissalat, einen Reisring, Reissuppe oder Risotto als Reispudding bekommen könnten, finden sie gar nicht komisch. "Mich packt gleich die Trollwut", sagt der Nisser-Vater ganz aufgeregt, "wenn sie nicht bald das richtige Rezept finden."
Doch: "Jetzt trollten sie auf den richtigen Weg kommen!" flüstert Trollias, als die Menschen-Mutter vorliest, welche Rezept-Möglichkeiten übrigbleiben. Gemeinsam mit den Menschen-Kindern sind sie der Meinung, dass Reisbrei, Apfelreis oder Kirschreis nicht das sein kann, was sie sich unter Reispudding vorstellen. Erleichtert atmen sie auf, als die Rede auf die Reisschnitten kommt: "Jatroll", flüstern sie einander zu, "jatroll, das wird wie unser Reispudding schmecken! Darauf können wir uns freuen."
Die Nisser huschen zurück in ihre Höhe. Sie freuen sich, dass die lange, öde Zeit ohne Reispudding nun bald vorbei sein wird. "Trollga", sagt da der Nisser-Vater, "jetzt müssen wir uns aber auch trollen und wieder ein wenig im Haus arbeiten. Nicht so viel, dass die Menschen wieder erschrecken, aber auch nicht zu wenig, damit sie wissen, dass alles wieder in Ordnung ist." Die Nisser-Mutter nickt: "Jatroll, Trollfried, das trollten wir tun!"
Als spät abends die Menschen ins Bett gegangen sind, schnappt sich der Nisser-Vater sein Trollierbürste und seine Schuhtrollitur und macht sich an die Arbeit. Denn zum
Schuheputzen sind die Menschen bei all der Aufregung in den letzten Tagen lange nicht gekommen. Paar um Paar nehmen sich die Nisser vor: Trollias schleppt die
schmutzigen Schuhe herbei, Trollger befreit sich mit einer Brüste von Staub, Schlamm und Dreck, Trollfried trägt sorgfältig seine Trollitur auf und Trollga putzt das Leder mit der Trollierbürste
spiegelblank. Dann bringen Trollores und Trollgard das Schuhwerk zurück und ordnen es sorgfältig in den Schuhschrank ein. "Da trollten sich die Menschen aber freuen", sagt der Nisser-Vater, als sie
endlich fertig sind. Zwölf Paare waren es immerhin, vierundzwanzig einzelne Schuhe, aber besonders den Nisser-Kindern, die eine solche Arbeit noch nicht gewöhnt sind, kommt es vor, als seien es viel,
viel mehr gewesen. "Mindestens eine Trollion", murmelt Trollias, bevor müde ins Bett fällt und sofort einschläft. Den andern geht aus nicht besser - und so tönt aus der Nisser-Höhle bald ein ganz
feines Schnarchen, so fein, dass nur Menschen mit ganz, ganz guten Ohren es hören könnten.
Am nächsten Tag sind Klara und Nick gar nicht aus der Küche herauszubekommen. "Wann kochst du endlich den Reispudding?" quengeln die Kinder immer wieder. Doch erst wird gefrühstückt, und dann muss Mutter einkaufen.
"Nun seht euch das an!" ruft sie erfreut aus dem Flur. "Ich dachte, ich muss erst die Schuhe putzen, bevor ich loskomme - und jetzt stehen alle blitzblank im Schrank." Nick und Klara kommen herbeigelaufen. "Tatsächlich!" sagen sie. "Das waren bestimmt die Nisser. Die freuen sich, dass sie Reispudding bekommen sollen - und deshalb helfen sie uns wieder im Haus. Das ist doch toll!" Diesmal ist der Mutter diese Hilfe nicht mehr unheimlich - jetzt, wo sie weiß, wer die unsichtbaren Helfer sind.
Spät am Nachmittag ist es endlich soweit: Die Reisschnitten können gemacht werden. "Zuerst bringen wir einen halben Liter Milch zum Kochen, in den wir zwanzig Gramm Butter, eine Prise Salz, ein paar Tropfen Zitronenaroma und zwanzig Gramm Zucker gegeben haben", sagt Mutter. Den Kindern dauert das alles viel zu lange. Doch dann kann es weitergehen. Hundert Gramm Milchreis und fünfzig Gramm gewaschene Rosinen werden in die Flüssigkeit gegeben, alles muss noch einmal aufkochen, Reis und Rosinen müssen ausquellen. Danach rührt Mutter zwei Eier unter den Brei und streicht ihn daumendick auf ein Backblech, das sie vorher gut mit kaltem Wasser abgespült hat. Das Blech kommt jetzt ein, zwei Stunden in den Kühlschrank. Wieder sind die Kinder voller Ungeduld: "Wann geht denn weiter?" fragen sie ungefähr alle fünf Minuten. Doch endlich ist auch diese Wartezeit herum.
Jetzt schneidet Mutter den gekühlten Reisbrei in Scheiben. Diese Scheiben wendet sie in Semmelmehl und backt sie in der Bratpfanne von beiden Seiten in Butter. Ein köstlicher Duft erfüllt zunächst die Küche und dann das ganze Haus - ein Duft, der schließlich auch den Vater anlockt. "Was macht ihr denn hier Leckeres?" fragt er, und die Kinder jubeln: "Reispudding, wir haben endlich Reispudding! Für uns und unsere Nisser!"
Klara und Nick holen einen großen Teller und füllen ihn mit den Reispudding-Scheiben. "Für unsere Nisser!" sagen sie und stellen diese Portion unter den Tisch. "Damit die Nisser auch gut an den Pudding kommen können", meint Nick. "Und was ist mit uns?" fragt Vater - da gibt die Mutter ihm einen kleinen Klaps und sagt: "Für uns ist genug übrig! Aber bis zum Abendbrot wirst du ja wohl noch warten können." Vater schüttelt den Kopf: "Schwer, schwer - wo es so köstlich duftet!"
Die Familie kann heute den Abend kaum abwarten. "Ihr seid ja die reinsten Nisser", meint Mutter, "so wie ihr hinter diesem Reispudding her seid!" Doch dann, beim
Abendbrot, läßt sie sich die Reisschnitten ebenso schmecken wie die anderen. "Ein feines Essen!" finden alle. "Die Nisser wissen schon, was gut schmeckt!"
Als die Nisser endlich aufwachen, ist es schon spät am Abend. "Jetzt aber trolle Kanne voran!" ruft der Nisser-Vater, der als erster aus seinem Bettchen gekrochen kommt. "Heute ist endlich der Tag des Reispuddings! Lasst uns gehen und schmecken, wie er geworden ist!" Frau und Kinder wischen sich den Schlaf aus den Au-gen, springen aus den Betten und sind hellwach. "Das ist ja troll", rufen sie, "heute ist Reispuddingtag!"
Ganz schnell huschen die Nisser in die Küche - der köstliche Duft, der durchs ganze Haus zieht, verrät ihnen, dass dort der langentbehrte Pudding auf sie wartet. Und richtig: Unter dem Küchentisch, auf einem großen Teller, liegen ganz viele Reisschnitten. Trollias, Trollger, Trollores und Trollgard wollen sich gleich auf ihre Lieblingsspeise stürzen, doch die Nisser-Mutter hält sie zurück. "Seid ihr denn alle troll geworden!" schimpft sie. "Könnt ihr euch nicht benehmen wie anständige Nisser! Wir nehmen uns die Reispuddingstücke und tragen sie in unseren Höhle. Und erst dort werden wir sie essen - langsam und mit Genuss!" Der Nisser-Vater nickt: "Jatroll, so werden wir es machen. Das wird nicht ein einfachen Essen heute, son-dern wir werden ein richtiges Reispuddingfest feiern!" Da rufen die anderen "Troll! Ein Fest! Ein Reispuddingfest! Das wird eine trolle Nacht!"
Ein wenig später sitzen die Kobolde um ihren Tisch herum und lassen sich den Reispudding schmecken. Und sie können ihn gar nicht genug loben - wenn sie gerade einmal den Mund nicht voll haben. Süß genug ist er, heben sie hervor, die Rosinen sind köstlich, der Reis ist gerade richtig, und die in Butter gebratene Kruste - einfach himmlisch!
Als auch kein Krümelchen Reispudding mehr auf dem Tisch zu finden ist und alle satt sind, sitzen sie noch eine ganze Zeit lang zufrieden am Tisch, schwärmen von der guten Mahlzeit und freuen sich über das Glück, das jetzt doch noch zu ihnen zurückgekehrt ist.
"Aber gut jetzt", sagt dann Trollfried endlich, "jetzt trollten wir aber endlich auch ans Feiern denken!" Da holen die Nisser-Kinder Musikinstrumente herbei und machen Musik. "Komm, Trollga!" fordert der Nisser-Vater seine Frau auf, "komm, jetzt tanzen wir die Trollka!" Und ab geht es: Hacke, Spitze, Hacke, Spitze, eins und zwei und drei und vier - so wirbeln die beiden durch ihre Höhle.
Noch ganz außer Atmen setzen sich die Nisser-Eltern danach wieder hin - und dann werden Troll-Lieder gesungen. "Das machen nur die Beine von Trollores" zum Beispiel, oder das bekannte Klaubauter-Lied "Trolling home". Für den Höhepunkt des Reispuddingfestes aber sorgt dann Trollger: "Jetzt lasst uns doch endlich eine Trollonaise machen!" fordert er - und da gibt es kein Halten mehr: Singend und jubelnd macht die ganze Familie eine Trollonaise durch ihre Höhle - über Stühle und unter Tische, durch alle Räume und schließlich auch noch in den Keller der Menschen hinein.
"Mama", sagt Klara am nächsten Morgen, "Mama, die Nisser haben den ganzen Teller mit Reispudding leer gegessen. Ich glaube, die haben sich ganz doll gefreut." - "Ja", sagt die Mutter, "das glaube ich auch. Denn wenn es ihnen nicht geschmeckt hätte, dann hätten sie sicher etwas auf dem Teller übrig gelassen."
Beim Frühstück hat der Vater eine Idee: "Was meint Ihr", fragt er, "wollen wir die Nisser nicht zu unserem Weihnachtsfest einladen? Das wäre doch mal etwas Besonderes!" Die Familie ist begeistert: "Das ist eine tolle Idee! Dann können wir mit unseren Nissern so richtig feiern! Und wir können sie einmal sehen. Und werden wir richtige Freunde!" Mutter meint: "Wenn wir das machen wollen, müssen wir uns jetzt aber ganz schnell überlegen, auf welche Weise wir die Nisser einladen. Schließlich können wir ihnen ja kaum eine Postkarte schicken." - "Stimmt", nicken die anderen, "wie können wir ihnen unsere Einladung nur zukommen lassen?"
"Darüber habe ich auch schon nachgedacht", meint Vater, "und ich habe einen Plan. Heute Nachmittag geht's los - und dazu gehört auch, dass wir noch einmal so einen schönen Reispudding brauchen!" Doch dagegen haben weder die Mutter noch die Kinder etwas einzuwenden.
Am Nachmittag herrscht Geschäftigkeit im Haus. Mutter und Nick werkeln in der Küche und backen neue Reispudding-Schnitten. Vater und Klara haben sich ins Arbeitszimmer zurückgezogen, schneiden etwas mit einer großen Schere aus, kleben, malen, schreiben ... Schließlich suchen sie noch einen großen Briefumschlag, in den sie ihr Werk hineintun. Zuvor aber müssen Mutter und Nick erst einmal bewundern, was die zwei da fertiggestellt haben. "Oh", sagt Nick, "das sieht ja toll aus!", und auch Mutter findet: "Das habt ihr zauberhaft gemacht!"
"Aber ihr war ja auch nicht faul!" sagt der Vater und schnuppert. Wieder erfüllt der köstliche Duft der in Butter gebratenen Reisschnitten das Haus. "Wie das riecht!"
Klara hat inzwischen schon wieder den großen Teller geholt und häuft die Reisschnitten darauf. Dann stellt sie alles unter den Tisch und legt den großen Umschlag dazu - und zwar so, dass ihn die Nisser auf jeden Fall finden müssen. "Sehr gut", sagt Vater, "sehr gut. Jetzt kann eigentlich gar nicht mehr schief gehen." Und dann fragt er: "Was gibt es heute eigentlich zum Abendbrot? Ist vielleicht ein bisschen Reispudding übrig geblieben?" Mutter schüttelt in gespieltem Entsetzen den Kopf: "Nein, dieser Mann. Der reinste Nisser ist er geworden!" Und als die Kinder auch schon wieder anfangen "Es gibt Reispudding!" zu rufen, meint sie: "Und die Kinder auch!"
Als die Nisser aufwachen, liegt schon wieder dieser köstliche Duft von frischem Reispudding in der Luft. "Trollte es schon wieder Reispudding geben?" fragt sich die Nisser-Mutter, und dann macht sich die ganze Familie wieder auf in die Küche. Und tatsächlich: Wieder steht ein großer Teller mit einem Berg von Reispudding-Schnitten da.
Aber was ist denn das? "Troll!" ruft Trollfried. "Da liegt ein Briefumschlag, auf dem 'An die Nisser' steht! Wir haben Post bekommen! Post von unseren Menschen!" Diesmal haben die Kobolde noch mehr zu tragen als beim letzten Mal. Reispudding und der Brief müssen in die Höhle getragen werden. So neugierig sind die Nisser, dass sie den Brief lesen wollen, bevor sie sich über den Reispudding hermachen.
"Liebe Nisser", liest Trollfried vor, "wir finden es schön, dass Ihr mit uns zusammen wohnt. Wir möchten Euch dazu einladen, morgen mit uns gemeinsam den Heiligen Abend zu feiern. Kommt doch einfach gegen Abend in unsere Wohnstube. Wir würden uns sehr freuen, Euch bewirten zu können." Die Nisser schauen einander an. "Das ist ja ein ganz troller Brief!" sagt die Nisser-Mutter, und die Kinder nicken begeistert. "Troll!" rufen sie. "Wir feiern mit den Menschen Weihnachten! Klar gehen wir dahin!"
"Troll, troll, troll!" sagt da der Nisser-Vater. "Wir werden zu dieser Feier gehen. Aber wir können doch nicht mehr leeren Händen kommen! Zu Weihnachten pflegen die Menschen einander zu beschenken. Und wenn wir zu einer Menschen-Weihnachtsfeier gehen, dann müssen wir auch Geschenke mitbringen. Also: Lässt uns überlegen, was sich da machen lässt!"
Die beiden Nisser-Jungen haben die erste Idee: "Wir haben da doch noch so eine riesengroße Trollpete. Die können wir dem kleinen Menschen-Jungen schenken - für den ist sie gerade richtig." Das bringt die Kobold-Mädchen ebenfalls auf einen Einfall: "Wir haben da doch noch ein ganzes Bündel warmer, weicher Trolle - dar-aus stricken wir noch heute ein paar Handschuhe für das Menschen-Mädchen."
Jetzt sind Trollga und Trollfried am Überlegen. "Ich weiß etwas!" ruft der Nisser-Vater. "Ich schenke dem Mann einfach einen Gutschein über ein Jahr lang Schuhe trollieren. Das wird ihn sicher freuen!" Und auch die Nisser-Mutter hat die erlösenden Idee: "Ich werde der Menschen-Frau einen schönen Strauß Trolleander mitbringen. Ich weiß, dass sie Blumen sehr gern hat."
"Sehr gut!" sagt der Nisser-Vater. "Wenn jetzt die Geschenke klar sind, dann trollten wir uns jetzt aber endlich ans Essen machen. Schließlich gibt es nicht alle Tage
so einen schönen Reispudding!“
Das ist ein Heiliger Abend, wie ihn Menschen und Nisser noch nicht erlebt haben! Gegen fünf Uhr nachmittags, es war schon dunkel draußen, hatten die Nisser ganz vorsichtig an die Wohnzimmertür geklopft, Nick hatte die Tür ebenso vorsichtig aufgemacht, und dann hatten sich die beiden Familien miteinander bekannt gemacht.
Jetzt sitzen die Menschen um den großen Wohnzimmertisch herum - und die Nisser sitzen auf dem Tisch. Denn Klara hatte sechs Stühle und einen Tisch aus ihrem großen Puppenhaus geholt - damit die Kobolde es sich auch gemütlich machen können. Und was gibt es zu Essen? Reispudding natürlich - Reisschnitten, den die Mutter sogar noch in einer Mischung aus Semmelmehl, Zucker und Zimt sowie kleingehackten Nüssen und Mandeln gewälzt hatte. "Troll!" lobten die Nisser dieses Gericht immer wieder. "Das ist ja ein richtig troller Weihnachts-Reispudding!"
Und dann die Bescherung: Die Menschen-Familie hatte für die Nisser Kleidungsstücke in einem Puppenladen besorgt: eine warme Jacke für den Nisser-Vater, einen schicken Mantel für die Nisser-Mutter und flauschige Pullover für die Nisser-Kinder. "Seht mal", sagt Klara verschmitzt zu den Nisser-Kindern, "auf den Pullovern steht immer der Anfangsbuchstabe eures Namens, damit ihr sie nie verwechseln könnt." Da schauen sich Nisser und Menschen an, fangen an zu lachen und können sich kaum wieder beruhigen.
Dann holen die Nisser ihre Geschenke und bescheren die Menschen. "Eine 'Trompete!" freut sich Nick und fängt gleich an, ihr Töne zu entlocken. "Warme Hand-schuhe!" ruft Klara und streicht über die weiche Wolle. "Ein Jahr lang keine Schule putzen!" sagt der Vater hocherfreut, und die Mutter ist ganz angetan von dem schönen Oleander.
Ganz lange sitzen die zwei Familien zusammen und erzählen von ihrem Leben. Zwischendurch hat der Nisser-Vater einen Einfall: "Augenblick", sagt er, "ich hole nur einmal schnell meine Trollaroid-Kamera und mach ein paar Fotos!" Und dann knipst er die Weihnachtsgesellschaft. Auch die Menschen bekommen Bilder aber, aber die sind so klein, dass man kaum sehen kann, was darauf ist. Deshalb macht Klara jetzt auch noch ein paar Aufnahmen mit ihrem Fotoapparat.
Endlich werden alle müde - es geht schon auf Mitternacht zu. Die Nisser verabschieden sich. Da sagt Nick: "So ein trolles Weihnachtsfest haben wir noch nie gehabt!" Da sehen sich Menschen und Nisser an - und fangen wieder einmal an zu lachen - so, wie sie selbst an diesem Abend noch nicht gelacht haben, und das soll schon etwas heißen.